Lipödem:
Das Lipödem ist eine schmerzhafte, disproportionale (ungleichmäßig verteilte) und symmetrische Fettgewebsvermehrung der Arme und Beine. Füße und Hände sind nicht betroffen, ebenso wenig der Rumpf mit Kopf und Hals. Das Lipödem tritt fast ausschließlich bei Frauen auf und manifestiert sich meist während Phasen hormoneller Veränderung wie Pubertät, Schwangerschaft oder Menopause. Männer bekommen Lipödeme nur bei Hormontherapien oder Leberzirrhose.
Ein Lipödem verursacht in den betroffenen Bereichen drückende, ziehende oder dumpfe Beschwerden und oft einen ausgeprägten Berührungsschmerz. Durch den plötzlichen Abbruch der Fettvermehrung an Händen und Füssen kann das sogenannte Cuff-Phänomen entstehen. Es besteht eine erhöhte Neigung zu Hämatomen.
Fehlen diese Beschwerden liegt eher eine Lipohypertrophie vor.
Lipohypertrophie:
Genau wie das Lipödem handelt es sich bei der Lipohypertrophie um eine disproportionale Fettgewebsverteilung im Bereich der Arme und Beine bei Frauen. Die einzige klinische Abgrenzung zum Lipödem ist das Fehlen von Beschwerden.
Lymphödem:
Das Lymphsystem dient der Immunabwehr und Blutreinigung. Es ist zusammen mit der Niere, Leber und Milz die Kläranlage des Körpers. Aus den Blutkapillaren wird ein Ultrafiltrat, die interstitielle Flüssigkeit (Zellzwischenflüssigkeit) gebildet. Sie besteht aus abgestorbene Blut- und Gewebepartikeln, Viren, Bakterien, Parasiten aber auch festen Bestandteilen wie Staub, Farbe, Tumorzellen, Triglyceriden und Wasser. In den Lymphknoten erfolgten die Abtötung und Vernichtung der schädlichen Bestandteile. Die gereinigte Flüssigkeit wird dann dem Körper über die obere Hohlvene wieder dem Blutsystem zugeführt. Die Giftstoffe werden über den Darm ausgeschieden.
Wird zu viel Ultrafiltrat gebildet, welches nicht mehr über das Lymphsystem abtransportiert werden kann, entsteht ein Ödem. Dieses kann abhängig von der Ursache eiweißreich oder auch eiweißarm sein und ebenfalls abhängig von der Diagnose lokal oder generalisiert auftreten.
Die Ursachen sind vielschichtig. Das Lymphsystem kann krank, aber auch einfach überfordert sein.
Eine dynamische Insuffizienz (Überforderung) des Lymphsystems liegt vor, wenn zu viel Ultrafiltrat gebildet wird. Das entsteht, wenn der Druck vor allem im venösen Blutsystem zu hoch ist. Das kann bei chronischen Venenerkrankungen (Krampfadern), Herzinsuffizienz, Nieren- oder Lebererkrankungen oder auch Hormonveränderungen wie in der Schwangerschaft oder Menopause sein. Das Ödem ist dann aufgrund des erhöhten Gewebedruck, bei aber ansonsten normaler Filterfunktion, proteinarm.
Eine mechanische Insuffizienz liegt vor, wenn das Lymphgefäßsystem selbst geschädigt ist. Die Filterfunktion funktioniert nicht mehr richtig und es wird mehr Ultrafiltrat gebildet, als vom System abtransportiert werden kann. Das Ödem ist in diesen Fällen proteinreich.
Bei längerem Verlauf kommt es zu einer Mischproblematik, die zu einer chronisch-venös-lymphatischen Insuffizienz führen kann.
Primäres Lymphödem:
Ca. 25-30% aller Lymphödeme sind primär. Es handelt sich um eine angeborene Fehlentwicklung des Lymphsystems und betrifft zu 95% die unteren Extremitäten. Die Erstmanifestation ist meist während Wachstumsschüben und in der Pubertät oder zeigt sich bei äußeren Auslösern wie Insektenstichen, Sonnenbrand oder Bagatelltraumen. Die Diagnose wird selten nach dem 30. Lebensjahr gestellt.
Sekundäres Lymphödem:
70-75% der Lymphödeme sind sekundär. Sie entstehen durch eine sekundäre Schädigung des Lymphsystems. Ursachen können sein:
-Gefäßerkrankungen wie CVI, PTS (postthrombotisches Syndrom), Mikroangiopathie bei Diabetes oder Phlebitiden
-chronische Hauterkrakungen (Rosazea, Psoriasis, Neurodermitis)
-bösartige Tumore
-postoperativ z.B. nach Lymphknotenentfernung bei Tumoren
-chronische und rezidivierende Infektionen
-Rheumatische Erkrankungen
-posttraumatisch nach Frakturen, Quetschungen, Verbrennungen
-Adipositas (kann ein Lymphödem allein auslösen oder bei anderer Ursache verstärken), das Risiko zur Entwicklung eines Lymphödems steigt bei einem BMI >40kg/ m2 stark an
Adipositas:
Im Gegensatz zum Lipödem und der Lipohypertrophie handelt es sich bei der Adipositas um eine symmetrische Fettgewebsvermehrung ohne Schmerzsymptomatik. Die Adipositas kann durch Diät beeinflusst werden.